Samstag, 25. Dezember 2010

Sonntag, 19. Dezember 2010

Monsterspuren

Ich esse Schnee, ich trinke Schnee, ich stiebe den Schnee und ich bade darin.
Ich verbiete meinen Kindern, in den Schnee zu pullern.
Ich atme Schnee und ich puste ihn aus.
Meine Kinder schneien den Schnee von den Wipfeln der Kiefern. Kiefernstämme biegen sich weit, weit und schnippen mit Schnelle zurück.
Ich bücke mich nur noch selten nach den Bäumen.
Ich räume den Schnee vom Himmel, bis der ganz voller Sterne ist.
Bei Tag liege ich zugeschneit.
Die Kinder schlafen längst, während ich noch einmal in den Himmel blinzel, der sich mit Schneewolken zugezogen hat. Der Himmel macht sich groß, um den vielen Schnee zu fassen. Bald berührt er meinen Rücken und ich sehe nichts als Flocken. Sie schneien mir in die Augen und, als ich gähnen muss, in den Mund.
Es ist gerade erst dunkel, wenn die Kinder mich wecken. Sie sagen, es wäre schon lange Zeit Nacht, und scheuchen mich auf. Sie pullern in hohem Bogen in den Schnee und rufen:
"Du darfst uns nicht verbieten."
Dann schlittern sie auf den frischen Eisbahnen.
Ich verwische unsere Spuren mit der Quaste von meinem Schwanz.
Wäre nicht das letzte Kind. Das läuft stets drei Schritte hinter uns anderen und macht die Spuren neu.
Kinderspuren, denke ich, und lasse es dabei.

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Samstag, 11. Dezember 2010

Deschooling Notizen 005









Die Bäume klingen verschieden, die einzelnen Spechtarten auch. Vom Klopfen der Spechte gibt es Sonagramme, die sehen sehr hübsch aus - wie auf S. 5 des verlinkten pdf-Dokuments "Egretta. Vogelkundliche Nachrichten aus Östereich."
Vielleicht kann ich das Klopfen lernen. Aus meinem Vogelbuch, wo die Sonagramme von sieben verschiedenen Spechtarten abgedruckt sind.

Und nebenbei: die Spuren von Eichhörnchen im Schnee enden oder beginnen kurz vor einem Baumstamm.

Manchmal habe ich gar keine Lust, aus dem Schulbuch zu spielen. Es ist ok, mit Hilfe eines Buchs zu üben. Doch das Buch hat nicht alles, was ich will. Was ich will, soll "unheimlich" klingen oder nach "Universum", nach einer "Katze" oder wie der "Mikrokosmos" - es gibt verschiedene Vorstellungen, die ich ausspielen will, so wie einem Kind einfällt, in welche Rolle es schlüpfen mag, wenn es das spielt, was die Erwachsenen Rollenspiel nennen.

Was ich mache, was ich will, kommt einfach so zu mir. Ich mache, was ich will. Dabei stoße ich regelmäßig auf Aufgaben, von denen ich im Vorhinein gar nicht weiß, ob ich sie lösen kann. Ich will Musik spielen, von der ich keine Noten bekommen kann. Bleibt mir, die Musik im Ohr zu behalten oder sie zu notieren. Beim Aufschreiben der Noten, lerne ich die Musik etwas anders kennen. Ich mache mir Gedanken über das Instrument, das sie spielt. Tenorsaxophon oder Alt. Auf seinem Tenorsaxophon geht der Musiker bis an die Grenze des Instruments. Der tiefste Ton. Wenn ich das so auf dem Altsaxophon spielen will, muss ich die Tonart wechseln. Nicht nur, weil mein Instrument transponiert, sondern überhaupt. Ich übe es, den tiefsten Ton zu spielen, als wäre er so leicht wie Luft.

Beim Noten Aufschreiben zerlegt sich die Melodie. Ich bestimme Intervall für Intervall. Die Kopfhörer im Ohr, bekomme ich trotzdem noch mit, wie der Mann hinter der Cafébar zu seiner eigenen Scheibe singt. Vielleicht bin ich lauter, als ich selbst wahrnehme. Aber ich freue mich gerade so über die Intervalle. Zwei Quarten aufwärts, eine und noch eine, dann eine kleine Terz abwärts, Quinte abwärts zum ersten Ton, kleine Terz hoch. Bei der Wiederholung weicht nur ein Ton ab, und ich bin gespannt, welcher das ist. Es ist für mich wie in einem fremden, dichten Wald. Ich bin kein Genie, ich lerne das alles erst noch. Der vierte Ton weicht ab - keine Terz mehr, sondern eine große Sekunde. Wie Musik gestrickt ist!

Improvisieren, sagt der Akkordeonspieler, Improvisieren ist das Wahre! Improvisieren, hat auch der Gitarrist gesagt, sei wirkliches Musikmachen. Nicht umsonst heiße es, meint er, dass man Musik spielt, und spielen könne man nicht, wenn man sich an Noten und Spielanweisungen halten muss. Mir geht es anders, ich bin doch schon im Spiel, die Ohrwürmer - ja, es sind so ca. fünf an der Zahl - werden mir nicht lästig. Ich höre ihnen in Ruhe zu, wenn ich in der Fernbahn oder der Straßenbahn sitze. Keine Stöpsel im Ohr, nur der Wurm und ich.

Die Themen werden notiert, die Improvisationen, wenn es mir gelingt, auch.

Es war keine Zeit, dem Akkordeonspieler zu erklären, dass ich auf diese Weise mein improvisatorisches Können ausbauen will. Improvisieren lernt man, indem man es tut, hätte er mir dann vielleicht geantwortet. So hat er es vielleicht gelernt, vielleicht aber auch anders; kann ich ihn fragen. Ich treffe ihn sicher noch öfter. Er hat mir sein Akkordeon geschenkt. Er liebt Schlager. White Christmas tönt es bald für ihn von meinem Balkon und ein Specht sorgt für die Percussion. Vorher lerne ich noch schnell, Akkordeon zu spielen.